Bindung, Beziehungsorientiert

Bindung – das natürliche Versorgungspaket eines Babys

Ich glaube jeder hat schon einmal von Bindung gehört und irgendwie weiß man auch das eine gute Bindung zum Kind wichtig ist. Aber passiert diese einfach oder muss man dafür etwas tun? Steht ein Konzept dahinter wie zum Beispiel Attatchment Parenting , kurz AP? Ist zu viel Bindung schädlich? Könnte es sein dass man nicht zu stark auf die Bedürfnisse des Kindes eingeht, da es sonst abhängig, nicht selbständig oder verwöhnt wird. Ja was ist denn Bindung wirklich? Das erfährt ihr in diesem Teil unseres Workshops. Denn eigentlich wünschen wir uns für unsere Kinder nur eines: Dass sie selbstbewusste, neugierige, und eigenständig denkende Menschen werden.

Bindung passiert direkt nach der Geburt und die erste Stunden danach sind sehr wichtig. Die Babys sind hellwach und voller Adrenalin – aber auch die Mama. Und sie werden in den kommenden 76 Stunden nie mehr so wach sein, wie in diesen ersten paar. Es ist ein ganz besonderer Moment im Leben der jungen Familie, der nicht gestört werden sollte. Die erste Bindung geschieht genau jetzt. Auch BONDING genannt.

Die Natur hat es geschickt eingerichtet, ein Führsorgepaket Komplett, sozusagen. Das Kindchenschema.

Es ist eine Kombination von Merkmalen, die beim Menschen den Brutpflegetrieb auslöst. Dabei sind es vor allem bestimmte Körperproportionen, die bestimmte instinktive Verhaltensweisen wie z.B. den Beschützerinstinkt hervorrufen.

Zu dem kindlichen Äusseren gehören:

  • Ein im vergleich zum Körper großen Kopf
  • große Augen
  • eine kleine Körpergestalt und kurze kleine Extremitäten
  • eine hohe vorgewölbte Stirn
  • Pausbäckchen und Patschehändchen

Ganz reduziert kann man sagen Bindung ist das in die Wiege gelegte Versorgungspaket des Babys. Denn ein Baby bindet sich IMMER an die ihm am konstantesten zur Verfügung stehenden Person. Es weiß instinktiv, dass es allein nicht überleben kann. Das Baby bindet sich im ersten Lebensjahr an die konstant verfügbare, Körperkontakt gebende Personen. ABER jedes Kind ist anders! Etwa 60% der Kinder bauen eine sichere Bindung zur Mutter auf im laufe des ersten Lebensjahres, ca. 55% zum Vater. Nur eine sichere Bindung schützt die Kinder vor Stress und wirkt entwicklungsfördernd.

Es gibt auch verschiedenste Bindungsintensitäten:

Sichere Bindung

Diese Kinder zeigen im Trennungsfall Angst. Das Kind weint und schreit, aber es beruhigt sich sobald die Bezugsperson wieder verfügbar ist und es sicher auf dem Arm ist. Durch den zur Regulation notwendigen Körperkontakt will es meistens bald wieder weiter die Umgebung entdecken.

Babys auf deren Bedürfnisse im ersten Lebensjahr konsequent eingegangen wurde sind in der Regel so, dass sie dieses sichere Bindungsverhalten zeigen. 

Unsicher ambivalente Bindung

Im Trennungsfall sieht es nicht anders aus, wie bei der sicheren Bindung. Sie zeigen auch Angst und schreien. Der Unterschied zeigt sich wenn die Bezugsperson wieder zurück kommt. Das Kind klammert sich auf der einen Seite an die Bezugsperson, aber wehrt diese auf der anderen Seite auch ab. So als wisse das Kind selbst nicht genau was es will und braucht.

Dies kommt oft dadurch, dass die Eltern einmal auf die Bedürfnisse eingehen und einmal nicht, ohne für das Kind erkennbare Muster. Zum Beispiel wenn die Mutter das Kind zwar tröstend auf den Arm nimmt, es aber auf der anderen Seite ausschimpft. Das sind zwei verschiedene Botschaften. In diesem Fall kann das Kind keine Struktur erkennen und wird in seinem Tun unsicher.

Unsicher-vermeidende Bindung

Hier zeigt sich bereits im Trennungsfall der Unterschied. Das Kind zeigt keinerlei Anzeichen von Unbehagen oder Angst. Es ist eher so, als würde ihm die Trennung nichts ausmachen. Und wenn die Bezugsperson zurück kommt, beachtet es diese gar nicht, oder wendet sich sogar ab. Das sind dann die „pflegeleichten“ Kinder, die man einfach ohne Probleme abgeben kann.

Meist haben die Eltern dieser Kinder darauf geachtet, dass das Kind mit seinen Bedürfnissen alleine zurecht kommt und einen Weg der Eigenregulation in Stresssituationen findet. Wenn man im Ersten Lebensjahr nicht auf die Bedürfnisse reagiert (Weinen etc) unterdrücken die Kinder diese irgendwann und erfahren, dass ihre Anliegen nichts Wert sind und diese niemand erhört. Oftmals haben diese Kinder einen erhöhten Kortisolspiegel. Kortisol ist das Stresshormon und kann bei zu hohem Anteil im Körper zu Schädigungen im Emotionalen Bereich des Gehirns führen.

Bindung und Regulation in Stresssituationen (z.B. wenn es mit einem anderen Kind um ein Spielzeug streitet, oder wenn es sich weh getan hat) geschehen im ersten Lebensjahr nur über Körperkontakt. Eigenregulation ist im ersten Lebensjahr nicht möglich. Hat man das Gefühl die Kinder haben sich selbst reguliert, ist es meist der Fall, dass sie resigniert haben. Aus den Augen des Kindes gesehen heißt das, „Es kommt niemand der auf meine Bedürfnisse eingeht, somit resigniere ich und spare Energie für Lebenserhaltende Körperfunktionen“. 

Desorganisiertes Bindungsverhalten

Dieses Bindungsverhalten zeigt sich nur nach z.B. Traumata oder in desorganisierten Familienstrukturen. Es zeigt sich ein innerlicher einander widersprechendes Verhalten bei dem die Kinder sich auf der einen Seite der Bezugsperson annähern, auf der anderen Seite aber vor ihr Flüchten. 

Bindung ist vielfältig und macht auch nicht vor uns Erwachsenen halt. Wir bauen immer wenn wir eine Beziehung eingehen eine Bindung zu einer Person auf. Manche von uns lieben die Nähe zu anderen Menschen, andere sind vielleicht aus früherer Zeit vorsichtig, oder können nicht wirklich viel Nähe zulassen. Es kann aber sowohl kulturell bedingt sein, wie viel Nähe einem angenehm oder unangenehm ist. 

Probiert einen Selbstversuch!

Was ihr dafür benötigt? Nur eine weitere Person, welche ihr gerne umarmt. Umarmt diese Person für min. 20 Sekunden. Was macht es mit euch? Spürt ihr eine Veränderung?

Schönes Umarmen!

Eure 

Elterncoach und Kangatrainerin in Vorarlberg

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